Vermieterschutz neu gedacht
Rund 1,6 Millionen vermietete Wohnungen und Häuser gibt es in Österreich. Im Interview spricht Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH, über die finanziellen Risiken bei der Vermietung und erklärt, wie der InfoPass für Mieter Abhilfe schafft.
12.000 Anträge auf Räumungsexekutionen, davon wurden fast 5.000 exekutiert – alleine 2018. Zudem haben rund 60.000 Haushalte laut KSV1870 Schätzungen mit Mietrückständen zu kämpfen. Was bedeutet das für Vermieter?
Gerhard Wagner: Über die Jahre hinweg ist zu beobachten, dass immer mehr Haushalte ihren Zahlungen nicht fristgerecht nachkommen. Den Vermietern entstehen dadurch enorme administrative und vor allem finanzielle Schwierigkeiten. Mieter bleiben den Zins schuldig und wohnen mitunter monatelang „gratis“ in einer Wohnung, bis der Vermieter eine rechtliche Handhabe gegen sie hat. In Österreich ist das Mietrecht sehr mieterfreundlich gestaltet. Trotzdem muss klar sein, dass Mietrückstände kein Kavaliersdelikt sind.
Das heißt, die Zahlungsmoral in Österreich ist ausbaufähig?
GW: Insgesamt ist die heimische Zahlungsmoral gut – das bestätigt auch unser jährlicher Austrian Business Check. Trotz allem sind in den vergangenen Jahren immer mehr Vermieter an uns herangetreten und haben nach einem entsprechenden Produkt gefragt, das explizit auf die Wohnungssuche zugeschnitten ist. Dem sind wir mit dem InfoPass für Mieter nachgekommen. Ein kompakter und transparenter Rundumblick über die finanzielle Zuverlässigkeit des Wohnungssuchenden, der auf Freiwilligkeit basiert. Jeder Mieter kann somit selbst entscheiden, ob er sich durch dieses finanzielle Leumundszeugnis einen Vorteil in der Wohnungsvergabe sichern möchte.
Wie können sich Vermieter vor zahlungsunwilligen Mietern oder gar Mietnomaden schützen, die im „Worst Case“ plötzlich ausgezogen und unauffindbar sind?
GW: Für Vermieter ist es wichtig, frühzeitig ein möglichst umfassendes Bild von den potenziellen Kandidaten zu erhalten, um am Ende des Tages eine objektive Entscheidungsgrundlage zu haben. Dafür reicht ein herkömmlicher Lohnzettel nicht aus, da er zu wenig über die finanzielle Gesamtsituation des Mieters aussagt. Ein Lohnzettel berücksichtigt zum Beispiel keine Zahlungsanstände oder Insolvenzen.
Es benötigt also mehr Information?
GW: Richtig. Im Idealfall ist die Vermietung eine Entscheidung für mehrere Jahre. Dazu benötigen Vermieter ein Informationspaket, das sämtliche für die Wohnungsvermietung relevanten Daten abbildet, um ein umfassendes Bild des potenziellen Mieters zu erhalten. Gleichzeitig reduziere ich damit mein persönliches Risiko von Zahlungsausfällen. Wir machen somit für Vermieter Geschäfte sicher und stärken zugleich ihre Liquidität.
Das Thema Daten ist allgegenwärtig. Welche Informationen über die jeweilige Person enthält der InfoPass?
GW: Darin sind explizit auf die Wohnungssuche abgestimmte Informationen enthalten. Das sind etwa Personendaten, etwaige Insolvenzinformationen, Zahlungsanstände und Einträge von finanzierenden Stellen. Allesamt Daten, die wir beim KSV1870 sorgfältig recherchieren.
Welchen Stellenwert hat der Datenschutz in Ihrem Haus?
GW: Das Thema Datenschutz nimmt nicht erst seit dem Inkrafttreten der DSGVO im Mai 2018 eine wesentliche Position ein. Wir agieren hier strikt nach rechtlichen Grundlagen und ermöglichen so sichere Geschäfte für beide Seiten – und das seit knapp 150 Jahren.